Situation
Das zu überplanende Areal bildet historisch gesehen einen Teil der Insel, welche im Norden noch bis Ende des 19. Jahrhunderts am Mühlbach endete. Der Mühlbach begleitete den seinerzeitigen Kirchenweg, heute Altstädter Kirchenweg, und schloss die Insel nach Osten mit Einmündung in die Enz bei der Altstädter Kirche ab. Von dort bis zum Alfons Kern Werkstattgebäude sind als Ergebnis eines Wettbewerbes drei großformatige Kuben als neuer Insel-Campus geplant. In Nord-Süd-Richtung verläuft über den Inselsteg die von der Stadt als Kreativachse bezeichnete Wegeverbindung. Auf dem Areal existieren als Bestandsgebäude im Realisierungsbereich der Alfons Kern Turm sowie das östlich unmittelbar angrenzende Werkstattgebäude. Im Ideenbereich direkt an der Enz befindet sich als historisches Gebäude das EMMA, sowie Nachkriegsbauten in Form eines Gebäudeblockes mit Hochhausdominante am Altstädter Kirchenweg und ein c-förmiger Rahmen entlang der Deimlingstraße über die gesamte Arealtiefe. Es gilt nun eine Strategie zu finden, welche diese Bruchstücke unterschiedlicher Bauzeit mit der Nachkriegsbebauung der angrenzenden Quartiere in ein städtebauliches Selbstverständnis integriert und trotzdem Zeichen einer eigenen Identität setzt.
Idee
Über die gesamte Areallänge ist die grüne Flusslandschaft der Enz das städtebaulich prägende Element. Dieses Element soll möglichst tief in das Areal bis zum Altstädter Kirchenweg eindringen. Der Übergang vom Campuscharakter im Osten hin zum geschlossenen Baublock im Westen erfolgt kontinuierlich mittels modifizierter Straßen- und Platzräume, welche sich vom großformatigen Außenraum hin zu intimen Plätzen und Gassen wandeln. Hierdurch entsteht im Ideenteil ein Quartier mit Hinweis auf die historischen Gerberhäuser, die kleine Gerberstrasse und den Gerberbach, welche vor der Zerstörung dieses Viertel prägten. Im Realisierungsbereich antwortet ein Mixed-Use-Gebäude mit auf sein Gegenüber mit ähnlicher Hoftypologie und vermittelt zum östlich angrenzenden Campus. Zwei mäanderförmige Zeilen schlängeln sich in West-Ost Richtung durch Ideen- und Realisierungsbereich und verbinden diese mittels zeitgenössischer Architektursprache zu einem Gesamtareal. Zwischen den beiden Gebäuden wird der historische Platz auf der ehemaligen Insel neu definiert und macht das Emma-Jäger-Gebäude zur eigentlichen Quartiersmitte. Über zahlreiche Blick- und Wegebeziehungen, sowohl in Nord-Süd Richtung zur Enz, als auch in arealverbindender West-Ost Richtung entsteht eine spannungsreiche Vernetzung, welche die angrenzenden Quartiere miteinschließt und somit traditionelle urbane Außenräume bis hin zur Campusatmosphäre erlebbar macht.